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Realschule am Karlsberg (Druckversion)

Sie sind wie Vorhänge

Ich sehe nicht, was geschieht.

Wenn ich sie schließe, wird es dunkel. Dann wird mein Zimmer dunkel. Ich schließe meine Augen vor den Dingen, die ich nicht sehen will.

Doch ich höre noch. Die abgedämpftem Geräusche, die entstehen wenn die Welt sich dreht. Das Gerede der Leute.

Doch ich rieche noch. Den Gestank der verdorbenen Menschen.

Doch ich fühle noch. Den Schmerz, den sie sich gegenseitig zufügen.

Das Zimmer lebt. Das Zimmer fühlt. Dunkle Vorhänge. Schwarz wie die Nacht.

Vor meinen Augen. Die tröstende Dunkelheit.

Die tröstende Dunkelheit die alles um das Zimmer herum heller erscheinen lässt.

Der Kontrast wird stärker, wenn ich die Vorhänge schließe. Der Kontrast zu allem Dunklen außerhalb des Zimmers.

Im Zimmer wird es warm. Ich fühle mich wohl in seiner Dunkelheit. Die tröstende Dunkelheit. Ich habe keine Angst vor ihr.

Anders als vor der Dunkelheit außerhalb des Zimmers. Es ist meine Dunkelheit. Ich hab sie selbst gemacht. Sie gehört zu mir.

Schließe ich die Vorhänge, schließe ich die Augen, so bleibt das Zimmer voll.

Nichts geht nach draußen.

Keiner sieht, was geschieht.

 

Alina Neumann 2016, Klasse 9

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