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Realschule am Karlsberg (Druckversion)

Marathon-Marsch 2020

Artikel vom 26.07.2020
Kurzfassung:9 Personen. Knapp 50 Kilometer zu Fuß. We can. We will. End of story. LangfassungDas Schulleben hält für alle Schüler so manche Herausforderung bereit. Aber für acht wagemutige Teilnehmer der Fitness-AG endeten die schulischen Herausforderungen nicht mit den bestandenen Prüfungen, sondern mit einer zusätzlichen Hürde – einer gewaltigen Hürde.Bereits seit drei Jahren haben die Teilnehmer der Fitness-AG ihre Körper und ihr Durchhaltevermögen gestählert. In unzähligen Bergsprints, Tabata-Workouts und Kraftzirkeln haben sie gelernt, über ihre Grenzen hinauszuwachsen. Aber das bloße Training war nicht genug. Es musste ein Ziel her. Ein mythisches Ziel. 42,2 Kilometer. Marathondistanz. So startete die neunköpfige Truppe mit den ersten Sonnenstrahlen des 24. Juli 2020 in Crailsheim, um gemeinsam das zu schaffen, was ein griechischer Soldat vor so vielen Jahren vollbracht hat: 42,2 Kilometer in voller Ausrüstung, in bergigem Terrain und nur durch eigene Kraft zu überwinden. In der Frische des Morgens zogen die Neun Richtung Sattelweiler ins Jagsttal, um diesem für viele Stunden zu folgen. Das gemütliche Warmlaufen, angeführt von Franci und Alex, nutzte Erik auch sofort, um das zweite Frühstück einzunehmen – wir werden später noch sehen, warum es für ihn so wichtig war, seine Maschine zu befeuern.Nach den ersten abenteuerlichen Jagsttalkilometern bis Mistlau und zwei mittelsteilen Anstiegen waren bereits zwei wichtige Erkenntnisse gewonnen: 1. Robins heißblütige Art zieht nicht nur die Damen scharenweise an, sondern auch die Zecken. Bereits beim ersten kurzen Halt zählte er vier festgebissene Blutsauger. Später stieg die Zahl auf sieben. Möglicherweise auch eine Folge von Robins Kleiderwahl: Weiße Schuhe mit neongrüner Shorts. Gekonnte Kombination.2. Nino, der als Einziger die Tagesaufgabe historisch nahezu korrekt ausgelegt hatte und deshalb in voller Kampfmontur erschienen war, musste feststellen, dass Wanderschuhe für hochalpines Gelände vielleicht doch etwas ambitioniert für Hohenlohe waren. Immerhin konnte er seine halbe Hose als Legwarmer tragen. Auch das war ein echtes modisches Sahnestück.Mit handverlesenen Reggaesongs im Ohr schlängelte sich die Wandergruppe durch das Jagsttal nach Kirchberg, wo zunächst Robins Armee von Blutsaugern fachmännisch entfernt und Roberts erster Salat verspeist wurde. In Diembot war es Zeit, ins Brettachtal überzusetzen. Dies hatte einen steilen Anstieg zur Folge, was bei allen zu schwerer Atmung und steigendem Puls führte. Beim Abstieg ins Brettachtal auf schmalen und verwachsenen Wanderwegen wurde Robin als Speerspitze vorangeschickt, um sämtliche Zecken mit seinen wohlduftenden Beinen einzufangen. Mit Erfolg. Es folgte der Anstieg von Bügenstegen nach Gerabronn. Und spätestens hier wurde allen klar: Zwei besonders motivierte Gruppenmitglieder waren nicht zum Spaß bei diesem Unterfangen dabei: Franci und Erik (man denke an das frühe Befüllen der Energiespeicher am Morgen) wollten ihren Trainingseffekt durch kurze Zwischensprints steigern. Selbstverständlich mussten die ersten Sprints an der Todesrampe von Bügenstegen stattfinden. Und wo wäre die Herausforderung, wenn die beiden Kämpfer nicht auch noch die Rucksäcke der Damen getragen hätten.Anschließend: Verdiente Mittagspause in Gerabronn nach 27 Kilometern. Salat Nummer zwei für Robert, Zeckenoperationen für Robin, Schokokeks für Krissi. Um den Start zu erleichtern, gab es noch ein Eis auf die Hand und strahlenden Sonnenschein auf den Kopf. Der erneute Abstieg ins Brettachtal bei Rückershagen und der steile Anstieg bei der Hubertusmühle verlangte dann aber doch allen einiges ab. Zunehmend wurde es still in der Gruppe. Alle zogen sich mehr und mehr in ihre eigene kleine Schmerzenshöhle zurück – nur Franci und Erik nutzten die Gelegenheit für weitere Zwischensprints. Am Horizont tauchte dann bereits das Ziel auf: Der Wallhäuser Wasserturm. Zum Greifen nahe und doch noch 15 Kilometer entfernt. Ab jetzt musste der Wille über den Schmerz siegen. Dies erfuhren vor allem Nino und Robin aus erster Hand: Wie auf rohen Eiern laufend, watschelten die beiden Männer Meter um Meter in der Mittagshitze. In den wenigen Unterhaltungen, die zu diesem Zeitpunkt noch geführt wurden, konnte wenigstens noch Roberts Motivation für die Teilnahme geklärt werden. Zwischen seinen regelmäßigen Schmerzensschreien erklärte er: „Wer ab und zu für zehn Stunden am PC sitzen kann, muss auch mal zehn Stunden wandern können.“ Eine ehrenwerte Einstellung. Als langsam klar wurde, dass die Wanderung wohl eher knapp 50 Kilometer lang werden würde, kam es zu einem im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubenden Finish“ zwischen Niederwinden und Wallhausen: Antonia, die zweite Dame des Teams, die sich eher im Hintergrund gehalten hatte, zeigte einmal mehr, welches das stärkere Geschlecht ist. Ihr gelang es, ihren gesamten Frust über die Anstrengung und den Schmerz in schiere Kraft zu verwandeln. Völlig unerwartet verschärfte sie wortlos ihr Tempo. Pure Energie. Keine Kompromisse. Tunnelblick.Unter dem staunenden Blick der hinkenden, humpelnden und schwitzenden Männer der Schöpfung baute sie ihren Vorsprung immer weiter aus.
Und schließlich war es nach knapp 50 Kilometern und 1000 Höhenmetern geschafft. Nach kurzem Schlusssprint fielen sieben völlig abgeschaffte Wanderer in den Garten von Herrn Zechel (Franci und Erik waren mit ihrer Zwischensprinttechnik schon deutlich vorher am Ziel). Nach dutzenden Wassereis, die zuerst zum Kühlen der Füße und dann zum Verzehr genutzt wurden, und der kalten Dusche unterm Gartenschlauch erwachten dann die Lebensgeister wieder. Jetzt konnten alle das von Alex designte Finisher-Shirt mit Stolz tragen. Dann wurde gegrillt, gelacht, gefeiert. Nur eines war auffällig: Immer wenn sich jemand etwas vom Grill holen wollte, wurde vorher genau abgewägt, ob sich der Kraftakt des Aufstehens auch wirklich lohnen würde. Zum Schluss waren dann alle glücklich: Fußbad für Krissi, Salat Nummer drei für Robert, Hängematte für Alex und Hanuta für Herrn Zechel.Marathon-Marsch 2020.Was für ein Tag.Was für eine Leistung.
Fazit:
  • Mit diesen willensstarken Sportlern verlässt ein toller Jahrgang die RaK.

  • Es geht immer noch ein bisschen mehr als man denkt.

  • Es gibt viele Wege zum Glück. Einer davon ist aufhören zu jammern. (Albert Einstein)

  • 50 ist die Hälfte von 100. Bahnt sich da die nächste Herausforderung an?



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