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Realschule am Karlsberg (Druckversion)

Integration ermöglichen

Artikel vom 08.10.2023

Seit dem letzten Schuljahr beherbergt die Realschule am Karlsberg eine Vorbereitungsklasse (kurz VKL), die von Anastasiia Yurchenko betreut wird. Das Hauptziel der Vorbereitungsklasse ist die Integration, das Erlernen der Sprache und der Übergang in die Regelklasse. Der schnellste Weg, eine Sprache zu lernen, ist die Kommunikation mit Muttersprachlern, deswegen zielt die Arbeit in der VKL darauf ab, dies zu ermöglichen. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler der VKL die Gelegenheit haben, sich mit dem deutschen Schulsystem vertraut zu machen, bevor sie in die Regelklassen der Realschule wechseln.

Anastasiia Yurchenko kam im November 2022 nach Deutschland, zuvor unterrichtete sie seit 2017 in der Ukraine die Fächer „Deutsch als Fremdsprache“ und „Klavier für Kinder“. Im folgenden Interview gibt sie Einblicke in ihre wertvolle Arbeit und in den Alltag in der VKL.

Wie viele Schüler*innen aus wie vielen Nationalitäten besuchen derzeit die Vorbereitungsklasse?

Zurzeit besteht die Vorbereitungsklasse aus 15 Schüler*innen aus 8 Ländern: aus der Türkei, aus Syrien, Thailand, Rumänien, Äthiopien, Kasachstan, Russland und aus der Ukraine.

Wie viele Stunden verbringt ihr gemeinsam als Klasse und wie viele Stunden besuchen die Schüler*innen den Unterricht der Regelklassen?

Alle SuS haben individuelle Stundenpläne. Diese hängen von den Deutschkenntnissen jedes einzelnen Kindes ab. Die ersten 2-3 Monate verbringen die Kinder den ganzen Tag in der VKL (27 Stunden pro Woche), in der sie lesen und schreiben lernen und grundlegende Sätze und Wörter lernen, um sich mit ihren Mitschüler*innen und Lehrer*innen verständigen zu können. Dann beginnt ihre schrittweise Integration in die Regelklasse. Je tiefer die Deutschkenntnisse werden, desto weniger Stunden besuchen sie die VKL. Die meisten der Kinder, mit denen ich seit März arbeite, sind in 2 Gruppen aufgeteilt und besuchen täglich 2-4 Stunden die VKL (13-14 Stunden pro Woche). In der übrigen Zeit gehen die SuS in die Regelklasse.

Wie läuft ein Unterrichtstag in der Vorbereitungsklasse ab und wie kommuniziert ihr?

Jeder Tag ist anders, und es ist unmöglich, vorherzusagen, wie der nächste Tag sein wird. Wenn viele Kulturen in einem Klassenzimmer aufeinandertreffen, ist das eine Herausforderung für alle. Schüler*innen lernen nicht nur Deutsch und die deutsche Kultur kennen, sondern auch die Religion, die Bräuche und die Sprache der anderen zu akzeptieren.

Was den Unterricht anbelangt, beginnen wir jeden Tag mit der Überprüfung der Hausaufgaben und der Wiederholung von Wörtern. Diese Art den Tag zu beginnen, ermöglicht es uns, mit dem Lernen anzufangen und das Gehirn aufzuwecken. Dann lernen wir neues Material, reden viel, diskutieren, hören zu und sehen uns Videos an. Ich verwende alle Lernmittel, um alle Komponenten der Sprache zu aktivieren – Sprechen, Hören, Schreiben und Lesen.

Arbeitest du alleine oder hast du jemanden, der dir hilft?

Mein Kollege Stefan Küchler, der auch in der VKL unterrichtet, und ich unterstützen uns und helfen uns gegenseitig. Aber die Erziehung und Bildung von Kindern der Vorbereitungsklasse ist immer eine Teamleistung. Die Klasse könnte nicht ohne zahlreiche Lehrkräfte in den Regelklassen funktionieren. Ich würde sagen, dass jeder Lehrer und jede Lehrerin, die mit den SuS aus der VKL zu tun hat, meine Unterstützung und meine Hilfe ist.

Gibt es bereits Erfolge, die dich motivieren, diese schwierige Arbeit fortzusetzen?

Vor 6 Monaten sind 15 SuS zu mir gekommen, die konnten gar kein Deutsch, die sahen erschrocken aus, denn alles war so neu für sie, und sie dachten sich sicherlich: „Ich will nach Hause, in mein Heimatland“. Jetzt sehe ich fröhliche Kinder in meiner Klasse, die mich auf Deutsch ansprechen können, wenn sie Probleme haben und mir ihre Erfolge mitteilen. Wenn ich das sehe, wird mir klar, dass alles, was ich getan habe, nicht umsonst war. Das ist die beste Motivation für mich. Obwohl das Sprachniveau der Kinder noch recht niedrig ist, haben wir gelernt, uns gegenseitig zu verstehen. Sie verwenden die Wörter, die sie kennen und ich helfe ihnen, den Satz besser zu formulieren.

Was wünschst du dir für dich und die Vorbereitungsklasse für das kommende Schuljahr?

Mein Wunsch an die Klasse wäre, dass jeder und jede in der Regelklasse Freunde findet und Teil der Gemeinschaft wird. Nur so können sich Schüler wohl und zu Hause fühlen.

Was mich persönlich betrifft, würde ich gerne die Kulturen der Länder kennenlernen, aus denen die Schüler kommen: Welche Art von Schulbildung gibt es, wie sind sie an das Lernen gewöhnt. Ich denke, wenn ich das wüsste, würde es mir leichter fallen, die neuen Schüler zu verstehen.

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